Ein Denkmal mit Zukunft

Aus dem 17. Jahrhundert in die Neuzeit: Wie aus dem Bauernhaus Hof Lorzen ein geschütztes Denkmal und zugleich ein modernes, energieeffizientes Zuhause mit zwei Wohnungen wurde.

Franz Stadlin hatte ein Leben lang den Wunsch, das wunderschöne, über 300 Jahre alte  Bauernhaus, in dem er aufgewachsen war, aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.

Ein entscheidender Impuls kam von Architekt Oliver Guntli. Er fuhr jahrelang an dem prächtigen Haus vorbei – bis er sich entschloss, den Stadlins einen Brief zu schreiben. Darin schlug er vor, das Gebäude sorgfältig zu pflegen, um dem Zerfall vorzubeugen und hohe Sanierungskosten zu vermeiden. Jahre später, als die Finanzierung stand, erinnerte sich Franz Stadlin an den Architekten – und das Projekt nahm Fahrt auf.

Schindel für Schindel aus dem Dornröschenschlaf

«Wenn wir das jetzt anpacken, dann machen wir es gleich richtig», beschlossen Franz und Barbara Stadlin. Bei der Renovation achteten sie nicht nur auf den Erhalt der historischen Bausubstanz, sondern auch auf modernste energetische Standards.

Die Umsetzung: zwei neue, separate Wohneinheiten, sanierte Dach- und Fassadenflächen, optimierter Schall- und Brandschutz sowie der Einbau einer Erdsonden-Wärmepumpe, die zusammen mit dem Kachelofen für behagliche Wärme sorgt. Der Zugang zur oberen Wohnung erfolgt heute bequem über einen angebauten, elegant verkleideten Erschliessungsturm mit Lift.

Bevor die Fassade neu isoliert werden konnte, mussten alle Schindeln entfernt und später ersetzt werden – mit filigranen, extra kleinformatigen Exemplaren. Für deren Herstellung wurde sogar ein neues Werkzeug entwickelt, mit dem die Plättchen gestanzt werden. In Handarbeit wurden sie – zu Bändern mit je 16 Schindeln gereiht – an die Fassade genagelt: rund 1’500 Schindeln pro Quadratmeter.

Auch das Dach verlangte viel Fingerspitzengefühl: Die handgefertigten Biberschwanzziegel – die ältesten stammen aus dem Jahr 1666 – wurden Stück für Stück abgenommen, gereinigt, imprägniert und wiederverwendet.

Da das Haus unter Denkmalschutz steht, liessen sich nicht alle Wünsche umsetzen – etwa eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Neue Lebensqualität, auch dank Schallschutz

Tochter Katharina Stadlin, die in der oberen Wohnung lebt: «Die Lebensqualität zu früher lässt sich nicht vergleichen. Das Haus stand 15 Jahre unbewohnt und beheizt wurde es nur von einem Kachelofen und in einigen Räumen gab es auch ein kleines Elektroöfeli. Dank der Isolation von Dach und Fassade hat sich nicht nur der Energiewert, sondern auch der Schallschutz enorm verbessert – früher hörte man im Haus die Strasse doch sehr gut.»

Vertrauen, Teamarbeit und Präsenz

Franz Stadlin war während der gesamten Bauphase täglich vor Ort und tauschte sich eng mit dem Architekten aus. Fragen konnten so direkt besprochen und gelöst werden – ein klarer Vorteil bei einem Projekt, das nach drei Jahren 2021 abgeschlossen wurde. Dass Architekt Oliver Guntli auch gleich die Eingaben für Förderbeiträge übernahm, war ein zusätzlicher Pluspunkt.

Manchmal eine Geduldsprobe: die Denkmalpflege

«Wir haben das Haus 2020 auf eigenen Wunsch unter Denkmalschutz stellen lassen. Während der Renovation kamen aber schon Momente, in denen wir uns fragten, wem das Haus eigentlich gehört und wer das alles bezahlt. Wenn man alles richtig machen will, kann es sich ziemlich herausfordernd anfühlen. Aber am Ende hat es sich doch gelohnt», sagt Barbara Stadlin.

Tipps für andere Bauherrinnen und Bauherren

Barbara Stadlin: «Frühzeitig eine gute Beratung einholen, nicht bei Materialien und Fachleuten sparen, und sich durchsetzen – sei es gegenüber dem Architekten oder, wie bei uns, bei der Denkmalpflege.»


Energetische Massnahmen

Dach
Biberschwanzziegel
2,5 cm Ziegellattung
5 cm Konterlattung
2,4 cm Isolair
18 cm Isofloc
2,7 cm 3-Schichtplatte

Fassade/Aussenwand
3 cm Holzschindeln
12 cm Naturholz
2 cm Aerogel vlies
6 cm Isofloc
1,5 cm Knauf silent board
2 cm Holztäfer

Kellerdecke
2 cm Isover thermo+
12 cm Mineralfasern
Bestehender Holzboden

Fenster
Vor der Sanierung Einfachverglasung
Nach der Sanierung Isolierglas

Heizung
Vorher: Kachelofen/Elektroöfeli
Nachher: Erdsonden-Wärmepumpe/Kachelofen

Warmwasser
Vorher: Elektroboiler
Nachher: Vorwärmung mit dem Wärmeerzeuger für Raumheizung

Investitionen
2’270’000 Fr.

Förderbeiträge Energie
22’380 Fr.

Eingesparte Energie und Betriebskosten
Nicht ermittelbar

Jährlicher Energiebedarf
Vor der Sanierung, nicht ermittelbar


Quellen: Interview mit Barbara und Katharina Stadlin, Interview mit Oliver Guntli, Architekt, am 6.6.2025 und Artikel im «Denkmal Journal» Ausgabe März 2023, verfasst von Sabine Windlin